Die Geschichte des Stuhls S 32 P des Architekten Marcel Breuer ist eng verbunden mit den früheren Ideen von Mart Stam. Dieser hatte bereits im Jahr 1926 Experimente mit hinterbeinlosen Kragstühlen, den sogenannten Freischwingern aus Stahlrohr, gemacht. Dabei federt die Sitzfläche aufgrund der fehlenden Hinterbeine beim Sitzen leicht nach hinten, was einen gehobenen Sitzkomfort garantiert. Und das ganz ohne Polsterung. Ein Konstruktionsprinzip, für das Mart Stam erst 1961 das künstlerische Urheberrecht zugeschrieben bekam.

So setzte sich Marcel Breuer in seinen fruchtbaren Berliner Jahren nach seiner Zeit am Bauhaus in Dessau für seinen Entwurf des Stuhls S 32 P im Jahr 1929 mit dem Prinzip des hinterbeinlosen Kragstuhls auseinander und verwendete dabei einen genialen Materialmix. So verbaute er nicht allein das schon von Mart Stam genutzte Stahlrohr-Gestell, sondern kombinierte es obendrein noch mit einem Holz-Rahmen sowie einer Sitzfläche und Rückenlehne aus Rohrgeflecht. Diesen Freischwinger hat eben nicht nur die ausgereifte konstruktive Form bekannt gemacht. Beliebt ist er auch wegen seines revolutionären Materialeinsatzes.

Dank seiner ästhetischen Reduktion und Klarheit wirkt dieser Designklassiker luftig-leicht und ist trotzdem standfest. Die Firma Thonet produziert diesen Freischwinger von Marcel Breuer seit 1930.