Gio Ponti, ein italienischer Designer, Architekt und Publizist, war einer der wichtigsten Vertreter des Novecento-Stils (Mailänder Neoklassizismus) – einer Gegenbewegung zum italienischen Rationalismo. Er gehört zu den wenigen Architekten in Italien, der es sowohl mit kleinen Alltagsgegenständen als auch mit großen Hochhausprojekten zu Weltruhm brachte – alles sollte stilvoll harmonisch sein.

Pontis bekanntestes Werk ist der „Superleggera“ ¬– ein Stuhl, den er auf das Notwendigste reduzierte. Eine Anekdote erzählt, dass er um die Stabilität des Möbels zu beweisen, ihn aus einem Fenster im vierten Stockwerk warf. Der Stuhl sprang von der Straße zurück und blieb dabei unversehrt. Für Ponti war dieser Stuhl der Inbegriff eines modernen Möbels: leicht, filigran und bequem.

Am 18. November 1891 wurde er als Giovanni Ponti in Mailand geboren. Bis 1921 studierte er am Politechnikum in Mailand (Politecnico di Milano) Architektur. Dort lehrte er selbst zwischen 1936 und 1961 Architektur und schrieb zahlreiche Bücher über Kunst, Design und Architektur.

Nach dem Studium arbeitete Ponti im Architekturbüro von Emilio Lancia und Mino Fiocchi. 1923 wurde er kreativer Leiter in der Porzellanmanufaktur Richard Ginori. Für seine Keramikentwürfe im Novecento-Stil bekam er 1925 auf der „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes'' in Paris den Gran Prix.
Als sein erstes Architekturprojekt realisierte ebenfalls 1925 er den Bau seines eigenen Wohnhauses in der Via Randaccio in Mailand. In den 1920er entstanden zahlreiche Möbelentwürfe für das Kaufhaus La Rinascente. 1928 gründete Gio Ponti die Design- und Architekturzeitschrift „Domus“, die er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod leitete. Domus wurde zum wichtigsten Forum des Rationalismo und offenbarte die Hinwendung Pontis vom Novecento zu einer moderaten Form des Rationalismo. Diese Wandlung zeigt sich in den Wohnhäusern Domus Julia, Fausta und Carola in Mailand (1932-1936).

1930 nahm Gio Ponti eine Tätigkeit bei der Firma Fontana auf, für die er zahlreiche Lampen und Wohnungseinrichtungen entwarf. Zwischen 1933 und 1945 entwarf er eine Vielzahl von Gebäuden wie die Mathematische Fakultät der Universität Rom und das Bürogebäude „Primo Palazzo Montecatini“ in Mailand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verhalf Gio Ponti dem Italienischen Design zu einer neuen Blühte. 1948 entwickelte er die Kaffeemaschine „La Cornuta“, produziert von der Firma „La Pavoni“, die zu einem Klassiker florierte. 1957 entstand sein berühmter Stuhl „Superleggera“, der nur 1,7 Kilogramm leicht ist. 1958 folgte sein wichtigstes Architekturprojekt. Gemeinsam mit Pier Luigi Nervi entwarf Ponti den 34-stöckigen Pirelli-Tower, einer der höchsten Gebäude Mailands.

Gio Ponti starb am 16. September 1979 in Mailand.

Werkauswahl

Gebäute
• Mathematische Fakultät der Universität Rom, 1934
• Bürogebäude ''Primo Palazzo Montecatini'' in Mailand, 1936
• Bürogebäude ''Secondo Palazzo Montecatini'' in Mailand, 1952
• Pirelli-Hochhaus in Mailand mit Pier Luigi Nervi, Arturo Danusso u.a., 1958
• La Concattedrale von Tarent, 1971
• Denver Art Museum (Kunstmuseum) in Denver, 1974

Einrichtungsgegenstände
• Stuhl ''Superleggera'', 1957 für Cassina
• Gläser und Leuchten für Venini, 1946-1950
• Kaffeemaschine „La Cornuta“ für La Pavoni, 1948