Bereits 1923/1924 hat der deutsche Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld zusammen mit Karl J. Jucker die heute weltweit berühmtesten Designklassiker-Tischleuchten, die so genannten WA 23 und WA 24 (vernickelter Metallschaft / schwarzer bzw. vernickelter Metallfuß, Schirm opalüberfangenes Glas) entworfen. Ein Jahr später entwickelte Wilhelm Wagenfeld auch die Variante WG 25 GL, die nur noch den Glasfuß hatte. Der Schaft war wiederrum aus vernickeltem Metall. Diese Variante vereinte die „stabile“ Ausstrahlung des Metallschaftes der WA 24 mit dem ästhetisch sehr schönem Glasfuß der WG 24. Der Glasschaft der WG24 wirkte optisch etwas „zerbrechlicher“.
Heute zählt diese Leuchte mit dem technischen Namen WG 25 GL ebenso zu den berühmtesten Tischleuchten der Bauhaus-Zeit. Hört man sich um, so erfährt man, dass viele Menschen nicht den Produktnamen WG 25 GL, sondern einen oder mehrere ihrer wohlklingenden Beinamen kennen, die diese Leuchte mit den Jahren bekommen hat. So wird der Designklassiker auch Wagenfeld-Lampe, Wagenfeld-Leuchte, Bauhaus-Lampe oder Bauhaus-Leuchte genannt.
Wilhelm Wagenfeld war 1924 gerade einmal 24 Jahre jung, als er nach seiner Lehre in der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld und dem Besuch einer Hanauer Zeichenakademie als Geselle in die weltbekannte Bauhaus-Werkstatt in Weimar aufgenommen wurde. Als ersten Modell-Entwurf schuf Wilhelm Wagenfeld in Zusammenarbeit mit dem schweizer Bauhaus-Mitarbeiter Karl Jacob Jucker die Leuchte WA 23 SW aus Metall nach einer von seinem Lehrer Moholy-Nagy gestellten Aufgabe. Damals konnte er natürlich noch nicht ahnen, dass dieses frühe Werk eines seiner Glanzstücke werden würde.
Sie ist eines der ersten Objekte, die die streng funktionalistische Bauhaus-Philosophie umsetzen. Wilhelm Wagenfeld hat hier also Funktion, Form und Materialgerechtigkeit optimal miteinander verbunden. Metall und Glas bilden eine zugleich spannungsreiche und harmonische Einheit. Jedem Bauteil gab der Produktdesigner eine klar definierte Funktion. Die Leuchte, mit einer kühlen Verbindung von Glas und Metall, bei der Wilhelm Wagenfeld auf jegliche Schnörkel und Verzierungen verzichtete, stellte die damalige Designwelt förmlich auf den Kopf.
"Das Besondere an ihr ist wohl, dass nichts Besonderes an ihr ist", sagte Klaus Weber vom Bauhaus-Archiv in einem Gespräch mit dem Mitteldeutschen Rundfunk, kurz MDR, welches der Sender auf seiner Website (http://www.mdr.de/cafe-trend/6452098.html) in Auszügen veröffentlicht hat:
"Sie ist in ihrer Einfachheit schön…“, so Weber weiter. "Das Ideal dieser Leuchte war die Verbindung von stereometrischen Grundformen, von Zylindern, Kugel, Scheibe. … Und so hat man begonnen mit einer reinen Halbkugel als Glasschirm, weil das natürlich noch strenger wirkt. Das Problem war, dass diese Opalglaskugel nach kurzer Zeit geplatzt ist, weil die Glühbirne direkt unterhalb des Glases saß." Der Geburtsfehler war hausgemacht. Die Metallwerkstatt des Bauhauses beschäftigte sich zwar mit Leuchten, nicht aber mit Licht. Wilhelm Wagenfeld und sein Mitstreiter Karl Jacob Jucker waren Silberschmiede - von Elektrizität hatten sie wenig Ahnung. … Wagenfeld kam es darauf an, dass diese Lampe, nicht nur ein Beleuchtungskörper ist, sondern dass sie auch, wenn sie ausgeschaltet ist, eine ästhetische Qualität hat", erklärt der Bauhaus-Experte. "Wagenfeld hat einen schönen Satz gesagt: Eine Lampe soll, wenn sie ausgeschaltet ist, nicht herumstehen, wie ein scheußlicher Ofen im Sommer. …“
Aber die perfekte Maschinenästhetik der Wagenfeld-Kollektion trügt, denn sie wurde zunächst sehr aufwändig und nur in einer geringen Stückzahl (etwa 50 Stück) handgefertigt. Wie Wagenfeld später gesagt haben soll, sollten die Bauhaus-Entwürfe Industrieprodukte sein, und sahen auch so aus. In Wirklichkeit aber wurden sie noch auf handwerklicher Basis hergestellt. Genau so werden die Wagenfeld-Leuchten allerdings auch heute noch in den Originalangaben in den Maßen und im Material angefertigt. Mit seiner „Bauhaus-Leuchte“ hat Wilhelm Wagenfeld das Zeitalter des Industriedesigns sozusagen mit eingeleitet. Ein „Massenprodukt“ – wenn man das überhaupt sagen kann - wurde sie aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg und erst 1982 bekam ihr Design eine Auszeichnung, den Bundespreis "Gute Form".
Inzwischen hat sich die Wagenfeld-Tischleuchte weltweit tief ins kollektive Gedächtnis der Designliebhaber eingeprägt und zählt deshalb als Designklassiker heute zu den bekanntesten Entwürfen des Bauhaus-Designers Wilhelm Wagenfeld. Seit 1986 ist die Bauhaus-Leuchte in die Sammlung des MoMA in New York aufgenommen.
Es gibt im Grunde vier Modelle mit rundem Schirm, die sich allein in der Verwendung des Materials der Rohre (Metall oder Klarglas) und des Materials des Lampenfußes (vernickeltes Metall, schwarzes Metall oder grünlich schimmerndes Glas) verwendet wurde.
WA 23 SW (1923)
(der Metallschaft und alle Metallteile ausser dem Metallfuß sind vernickelt, der Metallfuß ist bei der WA 23 SW schwarz lackiert; der Lampenschirm aus Glas opalüberfangen)
WA 24 (1924)
(alle Metallteile einschl. der Metallfuß sind vernickelt, der Lampenschirm aus Glas opalüberfangen)
WG 24 (1924)
(mit Glasschaft aus Klarglas und Glasfuß „grünlich schimmernd“; die restlichen Metallteile sind vernickelt; der Lampenschirm aus Glas opalüberfangen)
WG 25 GL (1925)
(mit Metallschaft vernickelt und Glasfuß „grünlich schimmernd“; die restlichen Metallteile sind vernickelt; der Lampenschirm aus Glas opalüberfangen)
Alle diese Lampen, haben, wie die von Wilhelm Wagenfeld 1923/1924 ursprünglich entworfene WA 23 und WA 24, eine Leistung von bis zu 75 Watt, eine Höhe von 36 cm, einen Durchmesser von 18 cm und einen Glasschirm aus weißem Opalglas. Die Zugschnur besteht bei allen Wagenfeld-Tischleuchten aus einer schwarzen Textilschnur mit einem kleinen vernickelten Kügelchen am Ende. Das Kügelchen ist hohl und deshalb ganz leicht, so dass keine Gefahr für den Glasschaft (bei der WG 24) ausgeht. Das Kabel zur Stromzufuhr ist ebenso ein an die Entwicklungszeit der 20iger Jahre anmutendes Textilkabel und ist etwa zwei Meter lang.
Die Wagenfeld-Lampen werden vom deutschen Unternehmen Tecnolumen hergestellt. Der Hersteller mit Sitz in Bremen produziert die einzige urheberrechtlich geschützte und autorisierte Reedition (Exklusivlizenz) der Wagenfeld-Lampen seit dem Jahr 1980. Zur Konstruktion lagen eine alte Zeichnung und eine Original-Leuchte vor, sodass genau die Maße und Proportionen bei der Neufertigung eingehalten werden konnten. Alle Leuchten werden fortlaufend nummeriert und tragen auf der Kontermutter unter der Fußplatte das Bauhaus- und Tecnolumen-Zeichen. Das Unternehmen zeigt auf seiner Webseite (http://www.tecnolumen.com/) auch, an welchen Merkmalen man eine echte Wagenfeld-Lampe von den Kopien die im Umlauf sind unterscheiden kann. Im September 2012 machte das Unternehmen durch ein spektakuläres Angebot auf sich aufmerksam, indem es den irregeführten Käufern eines Plagiates anbot, das Plagiat kostenlos gegen ein Original auszutauschen.