Max Bill

* 22.12.1908 in Winterthur, Schweiz; † 09.12.1994 in Berlin, Deutschland

"Ich bin der Auffassung, es sei möglich, eine Kunst weitgehend auf Grund einer mathematischen Denkweise zu entwickeln." (Max Bill, 1949 - Die mathematische Denkweise in der Kunst unserer Zeit)

Max Bill war international einer der bedeutendsten Schweizer Künstler und der berühmteste Studenten des Bauhauses. Bis zu seinem Tod im Jahre 1994 trug Bill nicht nur als Maler und Bildhauer, wo er schon früh öffentlichen Erfolg erzielte, sondern auch als Architekt, Plastiker, Designer, Lehrer, Typograf, Kunstvermittler und -publizist sowie Produkt-/ Ausstellungsgestalter Wesentliches zum kulturellen Leben im 20. Jahrhundert bei, griff in seine Zeit ein und hinterließ Spuren von internationalem Rang. Max Bill gilt als Hauptvertreter der konkreten Kunst und verstand sich und seine Arbeit als universell-humanistische Lehrkonzeption des Bauhauses und als ganzheitlicher Gestalter.

Am 22. Dezember 1908 in schweizerischen Winterthur geboren, begann Max Bill nach seiner Ausbildung zum Silberschmied an der Kunstgewerbeschule Zürich 1927/28 das Studium am Bauhaus in Dessau. Hier machte er die Bekanntschaft der internationalen Konstruktiven Maler wie Lázló Moholy-Nagy, Oskar Schlemmer, Kandinsky, Klee oder Josef Albers, die zu dieser Zeit hier lehrten.

Durch die Bauhaus-Zeit wurde in ihm die Vorstellung von einer Einheit aller Künste geprägt, sowie von der Kunstform, die der Funktion und dem Material gerecht wird. Überaus geprägt von den Bauhaus-Lehrern fand Max Bill im Anschluss an Theo van Doesburgs Überwindung von Mondrians strenger Konzeption wie auch unter dem Einfluss des Esprit nouveau und der Pariser Vereinigung Abstraction-Création in den frühen 1930er Jahren als Künstler zur „Konkreation“.

1929 siedelt Max Bill nach Zürich über, war tätig als Architekt, Maler, Grafiker, Plastiker (ab 1933), Publizist (ab 1936) und Produktgestalter (ab 1944), tritt dem Schweizer Werkbund (SWB) sowie der „Allianz“, der Vereinigung moderner Schweizer Künstler bei. Zudem nimmt er ab 1944/45 den Lehrauftrag für Formleere an der Kunstgewerbeschule in Zürich an und war Mitbegründer und Erbauer der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Zwischen 1961 und 1964 war Max Bill Chefarchitekt des Sektors „Bilden und Gestalten“ der schweizerischen Landesaustellung Lausanne, wurde zwischen 1967 und 1974 Professor an der staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Hamburg am Lehrstuhl für Umweltgestaltung.

Bills Mitgliedschaft in zahlreichen Vereinigungen und Akademien zeugt von seinem weitgefächerten Interesse und einer breiten Anerkennung, z.B. war er Vorsitzender des „Bauhaus Archiv e.V.“ in Berlin (1985), hielt zahlreiche Vorträge und Lehraufträge an Universitäten, Schulen und Museen. Zudem ist sein politisches Engagement zu erwähnen.
Eine theoretische Basis lieferte Max Bill mit dem berühmten Text Konkrete Gestaltung (1936) im Ausstellungskatalog Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik. Der Text ist maßgeblich an der Entwicklung nicht nur der Schweizer Nachkriegskunst – besonders der „Zürcher Schule des Konkreten“ mit u.a. Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Verena Loewensberg zuständig und von größter Bedeutung.

Für sein Werk erhielt Max Bill etliche Preise und Auszeichnungen. Zu erwähnen wäre der Kandinsky-Preis (1949), der Kunstpreis der Stadt Zürich (1968), das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1979), der Kaiser-Ring der Stadt Goslar (1982), der Piepenbrock-Preis für Plastik (1989) oder auch der Ehrendoktor der eidgenössischen technischen Hochschule Zürich (1994).
Sein Schaffen wurde in zahlreichen Ausstellungen von Galerien der Öffentlichkeit weltweit präsentiert. Max Bill verstarb am 09. Dezember 1994 während eines Aufenthaltes in Berlin.

Schaffen
„"Er formte Gegengewichte, sichtbar, tastbar, begehbar gegen die Ausbreitung der Beliebigkeit.“.." ( Adolf Muschg am 31.8.08 an Erich Schmid über dessen Film: Max Bill: Das absolute Augenmaß (2008)).
Max Bills künstlerische Arbeit beruht auf der Vorstellung, dass Schönheit das Resultat einer geistigen, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Ordnung sei. Zwischen Gestaltungsproblemen des Alltags und denen in der Kunst sah er dabei keinen prinzipiellen, sondern lediglich einen graduellen Unterschied. Davon ausgehend schuf Bill ein vielschichtiges Werk in den Bereichen Architektur, Skulptur und Design, Malerei, Grafik und Typografie.

Max Bills Schaffen folgte den Gesetzmäßigkeiten und Mitteln der Kunst. Es orientierte sich daher nicht sichtbar an der Natur und abstrahierte auch nicht von ihr. Er gestaltete seine Werke wie naturwissenschaftliche Konstruktionen und beschränkte sich dabei auf wenige Grundthemen (Säule, Prisma, Kugel) und vermied eine individuelle Note.

Produktgestaltung/ Möbeldesign
Ab 1945 gestaltete Max Bill auch Gebrauchsgegenstände, die er im künstlerischen Ergebnis als „Produktform“ bezeichnete. Als er 1951 als Gründungsdirektor der Hochschule für Gestaltung in Ulm berufen wurde, plante er den Entwurf des Ulmer Hockers (1954) für diese Einrichtung. Er gehört zu Max Bills berühmtesten Werken und kann als Tablett, Hocker oder auch als Teil eines Regals verwendet werden und wird heute noch hergestellt.

Neben diesem Mehrzweckhocker, welcher ihn als Möbeldesigner bekannt machte, entwarf Bill weitere Designerstücke, wie:
- Armband- und Wanduhren (1956-1962) für die Firma Junghans Uhren, welche seit 1997 wieder als Max Bill by Junghans von Junghans Uhren, GmbH, Schramberg, hergestellt und vertrieben werden.
- Sgabillo, eine Version des Ulmer Hockers in anderer Holzart, der seit 1975 von Zanotta, Milano, hergestellt und vertrieben wird
- Kreuzzargenstuhl (1951), Dreibeinstuhl (1949) und Barhocker (1954), welche von Horgen-Glarus, Glarus, produziert werden
- Quadrat-/Rund- Tisch (1949/50) und Dreirund-tisch (1949/50), die für die Wiederaufnahme der Produktion vorgesehen sind.


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