Marianne Brandt

* 01.10.1893 in Chemnitz; † 18.06.1983 in Kirchberg


Die deutsche Malerin, Designerin und Metallarbeiterin Marianne Brandt (geboren Liebe) wurde am 01. Oktober 1893 in Chemnitz geboren und zählt zu den berühmtesten Schülern und Künstlern des Bauhauses.



Ihre Eltern förderten die Talente ihrer drei Töchter, der Vater selbst war Mitglied der Chemnitzer Kunsthütte und des Theatervereins. 1911 ging Fräulein Liebe nach Weimar und besuchte die Fürstliche freie Zeichenschule unter der Leitung von Hugo Flintzer. Zwei Jahre später wurde Marianne Brandt in die Zeichenklasse der Hochschule für Bildende Künste in Weimar aufgenommen. Sie wechselte von der Zeichen- in die Naturklasse von Professor Fritz Mackensen und vertieft ihre Studien in Malerei und Plastik. Ebenfalls wurde Brandt dort von den Professoren Richard Engelmann und Robert Weise ausgebildet.



Zu ihren Kommilitonen gehörten Hans Arp, Otto Pankok, Otto Lindig sowie Erik Brandt, ihr späterer Ehemann. Während des Ersten Weltkrieges unterbrach Marianne Brandt ihr Studium, widmete sich mehr der Landschafts- und Aktmalerei und gab ihre erste Ausstellung in der Galerie Gerstenberg in Chemnitz, wo sie eine Malerei zur Schau stellte, welche sehr an den Expressionismus erinnerte. Nach dem Studium der Malerei und Bildhauerei verließ Marianne Brandt 1918 die Hochschule und heiratete ein Jahr später den norwegischen Maler Erik Brandt (die Ehe wurde 1935 wieder geschieden).



Im selben Jahr, 1919, wurde das Staatliche Bauhaus Weimar mit den Manifesten von Walter Gropius gegründet, welchem sie 1923 nach Aufenthalten in Norwegen und Frankreich beitrat. Sie studierte zunächst in Weimar und später am Bauhaus in Dessau. Ihr Mann allerdings ging alleine nach Norwegen zurück. Marianne Brandts Lehrer am Bauhaus waren unter anderem László Moholy-Nagy und Josef Albers. Auch wurde sie von Wassily Kandinsky und Paul Klee unterrichtet. Moholy-Nagy erkannte in ihr das Talent zum Entwerfen und bereitete Brandt auf die Arbeit in der Metallwerkstatt vor. Im Jahre 1925 begann Marianne Brandt am Bauhaus, Metalllampen zu gestalten, für die sie berühmt geworden ist.



Seit 1928 bis ins Jahr 1932 war sie, noch während des Studiums stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt am Bauhaus. 1929 machte Marianne Brandt ihren Diplomabschluss und war kurzzeitig im Architekturbüro von Walter Gropius tätig. Hier gestaltete sie u.a. Anbau- und Serienmöbel für die Innenausstattung der Siedlungshäuser in Karlsruhe-Dammerstock. In ihrer insgesamt doch recht kurzen Zeit am Bauhaus entwarf sie jedoch erstaunlich viele Objekte und Gebrauchsgegenstände, die noch heute zu den Designklassikern gehören, wie beispielsweise das Tee-Extrakt-Kännchen (1924) oder ihre spektakulären Lampenentwürfe.



Im Unterschied zu anderen Bauhaus Vertretern arbeitete Marianne Brandt nie selbständig als freie Industriedesignerin. Trotzdem gingen einige ihrer Lampen-Entwürfe in Serienfertigung, vor allem für die Beleuchtungsfirma Körting & Mathiesen (Kandem) in Leipzig oder auch Schwintzer & Gräff in Berlin. Nach den Jahren am Bauhaus arbeitete Marianne Brandt bis 1932 bei den Ruppelwerken, einer Metallwarenfabrik, in Gotha, wo sie die Leiterin der Entwurfsfabrik war und das gesamte Programm für den Massenbedarf erneuerte.



In den folgenden Jahren konzentrierte sich Marianne Brandt wieder zunehmend der Malerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete sie als Dozentin für Holz, Metall und Keramik an der Hochschule für Werkkunst in Dresden und von 1951 bis 1954 an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee als Mitarbeiterin am Institut für industrielle Gestaltung.



1954 ging Marianne Brandt zurück in die Stadt ihrer Kindheit und widmete sich zurückgezogen der freien Kunst und dem Kunsthandwerk. Am 18. Juni 1983 starb die bedeutende Bauhaus-Künstlerin in Kirchberg, Sachsen.



Werke



  • Silberne Teekanne (1924), Bauhaus, Metallwerkstatt, in der Neuedition von Alessi (1995)

  • Kaffee- und Teeservice

  • Aschenbecher (1926), der heute noch unverändert hergestellt wird

  • Verschiedene Lampenentwürfe, wie z.B.: Kugelleuchte (1926), Bauhaus, Metallwerkstatt (Designklassiker der modernen Beleuchtungstechnik) oder Kandem-Nachttisch-Leuchten (von Körting und Matthiesen, 1928)




Bei ihren Werken ist festzustellen, dass sich Marianne Brandt von einer Kunsthandwerkerin zu einer Industriedesignerin entwickelt hat. Ihr Stil im Sinne des Bauhaus`, Funktionalität mit Ästhetik zu verbinden, besteht in der Aufnahme strenger geometrischer Formen, jedoch von hoher gestalterischer Originalität und Qualität. Etliche ihrer Designklassiker werden heute noch von Firmen wie Alessi und Tecnolumen erfolgreich aufgelegt, produziert und verkauft. Einige ihrer Lampen sind im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Ihr zu Ehren wird seit 2001 alle drei Jahre der Marianne-Brandt-Wettbewerb in Chemnitz durchgeführt, ein europaweit ausgeschriebener Designerwettbewerb, dotiert mit 5.000 Euro für junge Künstler aus Europa. Der Wettbewerb wird in verschiedenen Kategorien vergeben, so auch beispielsweise für Fotografie, da Marianne Brandt auch selbst viel und gerne fotografierte.


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