Egon Eiermann

* 29.09.1904 in Neuendorf, b. Potsdam; † 19.07.1970 in Baden-Baden

Der deutsche Architekt und Möbeldesigner Egon Eiermann wurde am 29. September 1904 in Neuendorf (Potsdam Babelsberg) geboren. Er zählt zu den bedeutsamsten Architekten der Nachkriegszeit. Egon Eiermanns Architektur und Werk ist gekennzeichnet durch eine Einfachheit und strenge Geometrie. Die Funktion seiner Arbeiten ist sofort ersichtlich. Nicht immer passte sein Werk jedoch in die vorherrschende Umgebung, was ihm auch Kritik einbrachte.

Nach dem Abitur studierte Egon Eiermann zwischen 1923 und 1927 Architektur an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg bei den Lehrern Heinrich Tessenow und Hans Poelzig, dessen Meisterschüler er war. Dort erhielt Egon Eiermann sein Diplom und begab er sich auf den Weg ins Bauatelier der Rudolph Karstadt AG in Hamburg und arbeitete anschließend bei den Berliner Elektrizitätswerken. Anfang der 1930er Jahre machte er sich selbständig und gründete zusammen mit Fritz Jaenecke ein Architektenbüro in Berlin. Dort entwarf Egon Eiermann verschiedene Wohnhäuser in Berlin und Umgebung. Auf diesem Wege wurde man das erste Mal auf ihn aufmerksam.

Für das Berliner Bestattungsunternehmen Grieneisen entwarf Eiermann in jener Zeit das Corporate Design für die Fassaden, die Innenausstattung und das Logo. Während der Kriegszeit konzentrierte sich seine Arbeit vordergründig auf Planungen für den Industriebau und Fabrikgebäude, beispielsweise für die Total-Werke Foerstern und Co. in Apolda oder die Rickmerswerft in Bremerhaven. Gleichfalls das Krankenhaus in Beelitz-Heilstätten wurde von ihm im Jahre 1942 entworfen. Trotz der Kriegssituation konnte sich Egon Eiermann einer modernen Richtung zuwenden und seine fortschrittlichen Ideen verwirklichen. Als der Krieg beendet war, konnte er seine Karriere unbehelligt fortsetzen und war zu einem der bedeutendsten Architekten emporgestiegen. Viele sahen in Egon Eiermanns Bauweise des Wiederaufbaus einen starken Vorbildcharakter. Zusammen mit dem Architekten Hans Schroun schafften sie nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg in die zweite Moderne, ein wichtiger Schritt in die Zukunft, geprägt durch ein neues Selbstbewusstsein, was während der vergangenen Jahre stark unterdrückt wurde.

Für die Ende der 1940er bis Anfang der 1950er Jahre entstandene Taschentuchweberei in Blumberg bekam Egon Eiermann z.B. den Hugo-Häring-Preis. Sein Vorbildcharakter wird wohl am deutlichsten, als er für eine errichtete Kirche in Pforzheim Trümmerschutt verwendete. Aus diesem Grund gehört die Matthäuskirche zu den wichtigsten Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne. Egon Eiermanns Architektur zeichnet sich auch hier durch einen filigranen Strukturcharakter und eine streng rationalisierte Haltung aus.

Weiterhin begab sich Egon Eiermann auf diverse Studienreisen, wo er die Bekanntschaft mit Walter Gropius, Marcel Breuer oder Ludwig Mies van der Rohe machte.

Nach den Kriegsjahren ging Egon Eiermann 1947 als ordentlicher Professor an den Lehrstuhl der Architekturfakultät an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, wo er bis kurz vor seinem Tod am 19. Juli 1970 unterrichtete und sein Architekturbüro hatte. Fünf Jahre zuvor wurde er zum Ehrendoktor der Technischen Universität Berlin ernannt.

Egon Eiermann wurde jedoch nicht nur als Architekt geachtet und geschätzt, sondern auch im Möbeldesign machte er sich ruhmreich bemerkbar und brachte nachhaltige Eindrücke. Er war einer der ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg Serienmöbel - vor allem Sitzmöbel - entwarf, die dem internationalen Maßstab standhalten konnten in puncto Form und Funktionalität. Durch seine Arbeit konnte man nach den Kriegsjahren wieder unbescholten an die ehrenwerte Vergangenheit des Bauhauses oder des Deutschen Werkbundes vorbildhaft anschließen. Ganzes wurde nicht nur durch seine elegante Leichtigkeit in der Bauweise eingeleitet, sondern war gleichfalls begleitet durch seinen scharfen Verstand und seine provokative Kritik, die er als Lehrer an eine neue Generation weitergeben konnte.

Viele der Werke und Entwürfe von Egon Eiermann sind auch heute noch erhältlich. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen wie beispielsweise den Großen Preis des Bundes Deutscher Architekten (1968) oder das Große Bundesverdienstkreuz (1968)

Design-Objekte:
? Tischgestell Eiermann (1953)
? innovative Särge für Grieneisen (Anfang der 1960er Jahre)
? Stahlrohrstuhl SE 68 (1950)
? Korbsessel E 10 (1952)
? Holzklappstuhl SE 18 (1953) im Museum of Modern Art, New York City
? Kirchenstuhl SE 121 (1960/61) in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Berlin

Weitere Werke (Auszug):
? Deutscher Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel (in Zusammenarbeit mit Sep Ruf
? Eiermann-Campus für IBM in Stuttgart (1967-1972)
? Hochhaustürme der Firma Olivetti in Frankfurt am Main (1968-1972)
? Beteiligung am Kaufhausneubau Horten AG in Stuttgart
? Firmenzentrale für die Neckermann Versand AG in Frankfurt am Main (1958-1961)
? Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin (1959-1963)
? Die deutsche Botschaft in Washington, D.C. (1959-1964)
? das Hotel Prinz Carl in Buchen (Odenwald) (1967)


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