Thonet S 43 "Freischwinger S 43"

Designer: Stam, Mart
Namen: Thonet S 43, Freischwinger S 43
Hersteller damals: Thonet GmbH
Hersteller heute: Thonet GmbH

Beschreibung:

Der Thonet S 43 des niederländischen Designers und Architekten Mart Stam (eigentlich Martinus Adrianus Stam) hat die Möbelwelt mit seinem Erscheinen völlig auf den Kopf gestellt und Geschichte gemacht. Denn bis zum Jahr 1926, in dem Mart Stam den ersten Prototyp seines Freischwingers, also einen hinterbeinlosen Gasrohrstuhl, entwickelte, hatten Stühle gewöhnlich vier Beine. Doch es sollten noch ein paar Jahre vergehen, bis Mart Stam mit seinem Entwurf zufrieden war und der Stuhl in Serie produziert werden konnte. Mart Stam wollte einen Stuhl entwerfen, der industriell und seriell hergestellt werden kann. Der also kein Einzelstück für Liebhaber, sondern ein Alltagsmöbel für jedermann ist. Ihn ging es also nicht allein darum ein ästhetisches, technisches- und materialbezognes Möbelstück zu entwickeln. Er strebte nach einer Rationalisierung der Gestaltungsweisen.

Jedoch war Mart Stam am Bauhaus, das heute auch als die Wiege der modernen Stahlrohr-Möbel bezeichnet wird, nicht der Einzige, der in den 1920er Jahren mit dem neuen biegsamen Material Stahlrohr experimentierte und an einer Stuhlkonstruktion feilte, die auch ohne Hinterbeine standfest ist und einen hohen Sitzkomfort garantiert. Im Rahmen des Projekts der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung, einer Bauausstellung, arbeitete Mart Stam nach einer Einladung des Bauhaus-Lehrers Mies van der Rohe ab 1926 auch mit Marcel Breuer am Thema der Stahlrohrmöbel und Freischwinger. So entwarf Mart Stam für die Innenraumausstattung des Hauses Nr. 28 den Prototyp eines freischwingenden Stuhls aus Stahlrohr - den hinterbeinlosen S 33 - der keine Armlehnen hat. Ein Jahr später (also 1927) bekam die Öffentlichkeit den hinterbeinlosen Kragstuhl zur Eröffnung der Weißenhof-Siedlung in Stuttgart dann erstmals zu sehen. Der neue Stuhltypus, der Sitzkomfort mit minimalistischer Formensprache kombinierte, revolutionierte das moderne Möbeldesign. Diesen verbesserten Stahlrohr-Freischwinger hat die Firma Thonet heute auch noch in ihrer Produktpalette. In den Jahren 1929/30 kamen dann die Armlehnen hinzu und der Stuhl lief bei Thonet unter der Nummer S 34. Die Serienproduktion des gestalterisch noch weiter optimierten und heute weltweit bekannten ersten Freischwingers Thonet S 43, der ebenso wie sein Vorläufer Armlehnen hat, konnte 1931 beginnen.
Im Jahr 1961 wurde Mart Stam sogar das künstlerische Urheberrecht am Prinzip der hinterbeinlosen Stühle zugesprochen. Heute liegt dieses Recht beim Hersteller Thonet. Noch immer gibt es zahlreiche Designfans, die sich an diesem Designklassiker der Moderne nicht satt sehen können und die auf dem Thonet S 43 immer wieder gerne Platz nehmen, weil das Gestell aufgrund der fehlenden Hinterbeine beim Sitzen leicht nach hinten federt. Mit diesem bequemen Schwingeffekt kann man da locker auf eine Polsterung verzichten. Die klare, zurückhaltende Form, die ästhetische Sparsamkeit der Konstruktion und der auf den Nutzen verbesserten Sitzkomfort machen diesen Stuhl so einzigartig.
Die stapelbare Variante des Freischwingers hat die Bezeichnung S 43 ST.
2009 erschien der S 43 Classic zur Feier des 90-jährigen Gründungsjubiläums des Bauhauses (1919) in vielen neuen Farben. Damit ist der Look des Designklassikers heute moderner denn je. Die Erfolgsgeschichte geht also in neuem Gewand weiter.
Mit der Kinderausführung S 43 K, die es neuerdings auch in vielen bunten Farben gibt, haben es auch die kleinen Designfans bequem.
Zudem existieren heute je nach Material verschiedene Versionen des Designklassikers Thonet S 43. Für den S 40 wurde beispielsweise ein Materialmix aus Holz (Sitzfläche und Rückenlehne) und Stahl (Gestell) verwendet.


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