Bauhaus

Bauhaus steht für eine Stilrichtung, die im Jahre 1919 in Weimar ihren Anfang nahm, als der einflussreiche und moderne Architekt Walter Gropius (der hier später auch Lehrer und Direktor war) die staatliche Hochschule der Künste des Kunsthandwerks und des Industriedesigns gründete und interdisziplinär konzipierte. Das Bauhaus ist aus einer Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten und 1915 aufgelösten Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar entstanden.

Die Entwicklung des Bauhauses von der Gründung im Jahr 1919 bis zum Niedergang im Jahr 1933 kann grob in vier Phasen beschrieben werden. Generell lässt sich sagen, dass der Fokus bis 1925 auf der bildenden Kunst und dem Kunsthandwerk lag. Erst dann folgten die Bauhaus-Vertreter den Prinzipien des Funktionalismus und Industriedesigns.

In der Gründungsphase (1919 bis 1924), in der Lehrer und Schüler in van de Veldes Schulgebäuden in Weimar mit ihrer Arbeit begannen, wurden am Bauhaus schwerpunktmäßig künstlerische Ausbildungsfächer unterrichtet. Die Maler dieser Zeit, wie beispielsweise Lyonel Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcks, Adolf Meyer, Georg Muche, Paul Klee, Oskar Schlemmer oder Wassily Kandinsky ließen sich sehr stark vom Expressionismus inspirieren. Mit László Moholy-Nagy fanden die Bauhaus-Künstler dann Gefallen am Konstruktivismus und Funktionalismus. Durch das Engagement von Theo van Doesburg interessierten sich aber bald auch für die niederländische Strömung De Stijl, mit der für Architektur und Inneneinrichtung Gedanken zur Neuen Sachlichkeit verbunden waren.

Das Institut in Weimar hat die Brücke zwischen freier und angewandter Kunst überwunden. Es gilt inzwischen als führendes intellektuelles und kreatives Zentrum des Modernismus, dass die Grundlagen für das moderne Design legte, wie es bis in die 60er Jahre hinein international Anhänger fand. Die Art und die Konzeption des Bauhauses war für die damalige Zeit etwas völlig neues. Es ist bis heute eine populäre und vielfach zitierte Stilrichtung.

Durch ihr Schaffen wollten die Vertreter des Bauhauses in Weimar gesellschaftliche Unterschiede beseitigen und zum Verständnis zwischen den Völkern beitragen. In Anliegen und Ergebnissen ist damit eine geistige Verbindung zu dem im Jahr 1907 gegründeten Deutschen Werkbund erkennbar, bei dem Walter Gropius bis 1933 selbst Mitglied war.

Im Bauhaus-Gründungsmanifest des Jahres 1919 hat Walter Gropius die Leitgedanken der neuen Design-Schule niedergeschrieben. Dabei hat er sozusagen zwei Oberziele formuliert.
Zum einen sollte die Architektur als Gesamtkunstwerk mit den anderen Künsten verbunden werden. So wurde mit dem Bauhaus auch der Begriff „Neues Wohnen“ geprägt, der die Tatsache, dass die Architektur mit anderen Disziplinen verschmelzen sollte, betonen sollte. Daher hat der Vater des Bauhauses, Walter Gropius, als er selbst Leiter der Möbel-Werkstatt war, die passenden Bauhaus Möbel zu seinen Bauten entwerfen lassen. Beispielweise hat er sein Büro wie ein Anschauungsobjekt eingerichtet, denn hier war alles bis in das noch so kleinste Detail geplant. Zum anderen sollten Handwerk und Kunst miteinander verschmelzen, was heißen soll, dass mit dem Bauhaus das Kunsthandwerk wieder belebt werden sollte. Damit wurde ein Gegenentwurf zum Historismus angestrebt, bei dem kunsthandwerklich entwickelte Ornamente industriell, seriell und massenhaft produziert wurden. Mit der Rückbesinnung auf das Handwerk wollten die Bauhaus-Designer nicht vergangene, handwerklich entwickelte Stile industriell reproduzieren. Vielmehr ging es ihnen darum experimentell und manuell neue ästhetische Grundprinzipien und damit auch eine neue Formensprache zu entwickeln, welche die massenhafte Herstellung von Gebrauchsgütern in einem industriellen Herstellungsprozess ermöglicht.

Mit dem Bauhaus einher ging auch ein für die damalige Zeit völlig neues kunstpädagogisches Konzept, das eine sechsmonatige Vorlehre, eine dreijährige handwerkliche sowie eine abschließende künstlerische Ausbildung verlangte. Damit hatte Bauhaus-Gründer Walter Gropius schriftlich festgehalten, dass am Weimarer Bauhaus nicht länger zwischen Künstler und Handwerker unterschieden werden sollte. So deutet auch der Begriff Bauhaus auf den Gemeinschaftssinn und die Gleichstellung von Kunst und Handwerk unter der Führung der Architektur hin, wie es schon in mittelalterlichen Dombauhütten üblich gewesen war.

Die Schließung des Institutes in Weimar und dessen Umzug nach Dessau läuteten die zweite Bauhaus-Phase (1925 bis 1928) ein. Dieser Schritt war notwendig geworden, weil Lehrer, Schüler und Bewunderer dieser neuen Designschule und den damit verbundenen Ideen zu Zeiten der Weimarer Republik als „links“ und „internationalistisch“ galten. Nachdem sich die politischen Machtverhältnisse nach der Wahl des Thüringer Landtages im Jahr 1924 nach „rechts“ verschoben hatten, kürzte die Regierung den Etat. Der Meisterrat des Bauhauses konnte und wollte diesem politischen und nun auch finanziellen Druck nicht weiter standhalten und beschloss 1925 den Umzug in das einige Jahre zuvor von Walter Gropius errichtete Gebäude in Dessau. Hier hatte der Flugzeugbauer Hugo Junkers Unterstützung angeboten und zudem dominierten in dieser Industriestadt „sozialdemokratische“ und „liberale“ Gedanken. In der Ausbildung standen nun nicht länger die Malerei und das Kunsthandwerk im Vordergrund. Mit den Lehrern Josef Albers und Marcel Breuer lag der Fokus des Bauhauses nun auf sachlich und industriell ausgerichteter Architektur und Design. Nun gab es am Bauhaus auch Abteilungen für Grafikdesign und Textil sowie Typografie und Reklame.

Die Niederlegung des Vorsitzes von Walter Gropius im Jahr 1928 markiert für Experten der Stilkunde die dritte Phase des Bauhauses (1928-1933). Der Architekt Hannes Meyer trat in die Fußstapfen Gropiuses. In dieser Zeit fand der wohl größte Umschwung am Bauhaus statt. Einige Bauhaus-Vertreter der bildenden Künste, des Designs und der Architektur strebten nun nach Technisierung und Funktionalisierung, um sich an den Prozess der Industrialisierung und die damit verbundenen sich verändernden Bedürfnisse der Gesellschaft (weniger luxuriöse Gebäude, Möbel und Bilder - dafür lieber praktische und funktionelle Dinge) anzupassen. Andere wollten lieber an den ursprünglichen Prinzipien des Bauhauses festhalten. Schließlich spitzte sich der Konflikt zwischen den Vertretern der bildenden Kunst und denjenigen des Funktionalismus immer weiter zu, sodass schließlich 1930 Ludwig Mies van der Rohe als neuer Leiter berufen wurde, unter dessen Führung das Bauhaus zwar eine Entpolitisierung, jedoch nicht die erhoffte Rückbesinnung erfuhr, da er einen Richtungswechsel zur Architektur vollzog. 1933 wurde das Bauhaus in Dessau geschlossen. Ein Umzug nach Berlin in eine stillgelegte Telefonfabrik konnte das Ende nicht mehr abwenden. Am 20. Juli 1933 wurde das Bauhaus auf massiven Druck der Gestapo aufgelöst.

Danach flohen fast alle Bauhaus-Lehrer an Hochschulen in die USA, wo sie ihre fortschrittlichen Ideen von Kunst, Architektur und Möbeldesign in der vierten Phase des Bauhauses weiter entfalten und entwickeln konnten. Das Bauhaus wurde bald auch international. Vor allem Design und Architektur gewannen von den USA aus immer mehr an Bedeutung. Beispielsweise hat Moholy-Nagy im Jahr 1937 ein neues Bauhaus, das heutige „Chicago Institute of Design“ gegründet. In Deutschland wurden die Gedanken des Bauhauses ab 1955 mit der Gründung der Hochschule für Gestaltung in Ulm durch Max Bill wiederbelebt. Im Jahre 1999 wurde am Bauhaus in Dessau die Lehre wieder aufgenommen.

So wirken die Impulse des Bauhauses bis heute nach. Das Bauhaus hat nicht nur die klassische moderne Architektur, Kunst und Grafik-Design beeinflusst, sondern hat sich auch auf das Möbeldesign des 20. Jahrhunderts ausgewirkt. Man kann sogar sagen, dass in erster Linie die Bauhaus-Möbel den Stil der Vertreter der Design-Schule international bekannt und bis heute lebendig gehalten haben. Denn nicht nur Designklassiker von damals sind heute bei Sammlern in der ganzen Welt beliebt. Auch im Möbeldesign der Moderne sind die Einflüsse es Bauhauses deutlich erkennbar.

Zwar war die Werkstatt der Möbeldesigner nur eine von vielen Produktionsstätten am Bauhaus, aber gleichwohl eine der einflussreichsten und in seiner Wirkung nachhaltigsten. Denn noch heute lassen sich Möbeldesigner gerne von den modernen und funktionellen Bauhaus-Möbeln inspirieren. Der Einfluss dieser Stilrichtung und Schule ist noch heute so bedeutend, dass umgangssprachlich der Begriff Bauhaus oft auch mit der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird.

Mit der preiswerten Massenproduktion von funktionellen und bequemen Möbeln, wollten die Bauhaus-Designer ihre Produkte an die Bedürfnisse der damaligen Gesellschaft anpassen. Das Hauptprinzip „form follows function“ (Form folgt Funktion), verlangte zudem nach klaren, einfachen und modernen Entwürfen.

Einrichtungsgegenstände, die in der Bauhaus-Zeit noch lange haltbar, funktionell und billig zu produzieren waren, sind Jahre später Designklassiker geworden. Dementsprechend sind echte Bauhaus-Möbel heute nicht mehr Massenware, sondern Einzelstücke, für die Sammler und Liebhaber hohe Summen zahlen. Doch auch als Normalverdiener kann man heute hin und wieder noch ein Stück Bauhaus genießen. Beispielsweise steht heute eine Abwandlung des berühmten Stahlrohrsessels in vielen Arztpraxen.

Überhaupt ist die Verwendung des maschinell, schnell, preiswert und massenhaft hergestellten Materials Stahl als Rahmen und Träger für Tische, Stühle, Sofas oder Lampen der Bauhaus-Zeit charakteristisch. Stahlrohr reduzierte nicht nur die Produktionskosten, sondern legte die Grundlage für einfache Formen der Bauhaus-Möbel und verlieh ihnen zudem einen modernen Look.

Die Bauhaus-Designer reduzierten ihre Möbelentwürfe zudem auf die geometrischen Flächen Quadrat, Dreieck und Kreis beziehungsweise und die dazu passenden geometrischen Körper Würfel, Quader und Kugel. In der Farbigkeit ihrer Einrichtungsgegenstände beschränkten sie sich auf die Primärfarben Rot, Blau und Gelb und setzten in Kombination dazu auch die Unbuntfarben Schwarz, Weis und Grau ein.

Damit sind die Designklassiker dieser Zeit an Material, Farbe und Form auch von Laien oft schon auf den ersten Blick identifizierbar.


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