De Stijl

De Stijl ist eine im Jahr 1917 in der niederländischen Stadt Leiden gegründete Künstlervereinigung, die im selben Jahr unter dem gleichen Namen auch erstmals eine Zeitschrift veröffentlichte. Das Blatt erschien mit Unterbrechungen jeweils monatlich bis 1928. Es war das Sprachrohr und programmatische Forum der De Stijl-Künstler. Elf Jahre lang hatten sich wechselnde Kunstschaffende und Theoretiker um die Zeitschrift De Stijl gruppiert, die nicht nur aus den Niederlanden, sondern auch aus Deutschland, Italien oder der Sowjetunion kamen. Die Vertreter dieser internationalen Vereinigung wollten sämtliche Bereiche der Lebenswirklichkeit neu gestalten. So fanden in dem Magazin De Stijl neben dem Thema Möbeldesign auch Inhalte zur bildenden Kunst, Architektur, Städtebau, Film, Musik und Literatur Beachtung. Zur De Stijl-Gruppe gehörten neben zahlreichen Malern und Architekten auch Designer, die Grundsätze für eine auf alle Gestaltungsbereiche anwendbare Ästhetik herausarbeiteten.

Die Gründungsväter der internationalen Vereinigung waren der Maler und Kunsttheoretiker Theo van Doesburg, der zugleich Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift war, und der Maler Piet Mondrian. Auch die Maler Georges Vantongerloo, Vilmos Huszár und Bart van der Leck hatten sich als Erste dieser Künstlergruppe angeschlossen. In den Anfangsjahren waren auch die Architekten Robert van't Hoff, J. J. P. Oud und Jan Wils dabei. Nicht zu vergessen ist der Dichter Antony Kok. Manche Mitglieder brachten ihre Ideen nur einige Jahre ein, bis sie die Künstlervereinigung wieder verließen. Dafür kamen immer wieder neue Interessierte hinzu. So schloss sich etwa Architekt Gerrit Rietveld um 1918 De Stijl an. Sein Rot-blauer Stuhl ist inzwischen längst zu einem Designklassiker geworden. Vier Jahre nach Gerrit Rietveld kam Architekt Cornelis van Eesteren hinzu. Die Maler Wassily Kandinsky und Friedrich Vordemberge-Gildewart folgten.

Egal wann die einzelnen Mitglieder zur De Stijl-Gruppe fanden, alle hatten sich zur Aufgabe gemacht die ihrer Meinung nach überholten Designstile vergangener Zeiten zu überwinden und eine neue reine Kunst mit formellem Ästhetik-Anspruch zu erschaffen. Dabei sollte jede individuelle Handschrift zugunsten umfassender Allgemeingültigkeit und höchster Objektivität vermieden werden. Die elementare Ordnung diente der Veranschaulichung allgemeingültiger Lebensprinzipien. Noch dazu hatten sich die De Stijl-Designer zu einer strengen Gegenstandslosigkeit verpflichtet und zu einer geometrisch-abstrakten Formensprache bekannt, welche auf der Variation von wenigen elementaren Prinzipien der bildnerischen Gestaltung (waagerecht und senkrecht, groß und klein, hell und dunkel sowie den Grundfarben) basierte. Damit einher ging die Reduktion von Farben auf die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau sowie die Nichtfarben Schwarz, Grau und Weiß. Auch wollten die Vertreter der De Stijl-Bewegung mit vollständiger Symmetrie brechen, dem Grundsatz der Ordnung folgen und möglichst nach dem Prinzip der Einfachheit gestalten.

Im Sinne des Purismus stand zudem die kühle, sachlich-distanzierte Funktionalität der Möbel im Vordergrund, wie sie im "Zig-Zag" Stuhl von Rietveld als weiterer Designklassiker zu finden ist.

In Formensprache, Farben und Gestaltungsprinzipien der Designklassiker dieser Zeit ist die geistige Verbindung der De Stijl-Mitglieder zu den Bauhaus-Künstlern erkennbar. Auch zum russischen Konstruktivismus sind Parallelen erkennbar. Denn De Stijl wandte sich gegen jede traditionelle Stilanbindung und strebte danach die Gattungen Möbeldesign, Malerei, Architektur und Bildhauerei im Sinne eines Gesamtkunstwerks miteinander zu verflechten.

Außerdem ließen sich die Vertreter von De Stijl vom Kubismus beeinflussen. Einer Stilepoche also, die die Form des Kubuses, also Würfels, für sich entdeckt hatte.

Neben dem Bauhaus in Weimar und Dessau hat wohl kaum eine andere Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Alltag der Menschen so sehr beeinflusst wie De Stijl. Doch nach Auseinandersetzungen mit Theo van Doesburg hatte Piet Mondrian die Künstlergruppe schon 1925 verlassen. Seine Vorstellungen eines orthogonalen Systems und die von Theo van Doesburg neu eingeführten diagonalen Strukturen ließen sich, glaubt man Kunstexperten, nicht miteinander verbinden. So löste sich die De Stijl-Gruppe schon Jahre vor der Einstellung der Zeitschrift De Stijl im Jahr 1928 Stück für Stück immer weiter auf. Der Tod Theo van Doesburgs, einem der Gründungsväter, im Jahr 1931 bedeutete dann schließlich das Ende der De Stijl-Bewegung. Doch die Konzepte von De Stijl lebten weiter und regten das Schaffen der Möbeldesigner am Bauhaus an. Ein Beispiel dafür könnte die Sofittenbeleuchtung von Walter Gropius sein, die er 1924 bei der Raumgestaltung seines Direktorenzimmers zur großen Bauhausausstellung in Weimar umsetzte. Bei dieser ist die Ähnlichkeit der in 3 Richtungen orthogonal zueinander ausgerichteten Sofitten-Hängeleuchte von Gerrit Rietveld nicht zu übersehen, auch wenn es dafür keine überlieferten Nachweise gibt.


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