Ludwig Mies van der Rohe

* 27.03.1886 in Aachen; † 17.08.1969 in Chicago

Sein Motto: „Weniger ist mehr“ – Ludwig Mies van der Rohe, ein Freund von klaren Formen, Glas und Stahl, ist einer der bedeutendsten Architekten der Moderne und der dritte und letzte Direktor des Bauhauses. Seine Bauwerke stehen heute teilweise unter Denkmalschutz und gehören zum Weltkulturerbe. Seine Möbelentwürfe sind legendär und wahre Designklassiker, wie der Freischwinger-Sessel als Stahlrohrmöbel oder die Barcelona-Sessel, die Mies van der Rohe für den deutschen Pavillon der Weltausstellung 1929 in Barcelona konzipierte.

Als jüngster Sohn eines Steinmetzmeisters wurde Ludwig Mies van der Rohe am 27. März 1886 in Aachen geboren. Nach seiner Mauerlehre bei einer Baufirma und dem Besuch einer Gewerbeschule in Aachen 1899 bis 1901, arbeitete er zunächst als Zeichner für Stuckornamente. 1905 kehrte er seiner Heimatstadt den Rücken und ging nach Berlin, wo er zunächst für das städtische Bauamt Rixdorf als Ornamentzeichner tätig war.

Ein Jahr später fand Mies van der Rohe eine Anstellung bei dem Innenarchitekten Bruno Paul. Hier entwickelte er erstmals Entwürfe für Möbel. Zahlreiche seiner späteren Möbelentwürfe avancierten zu zeitlosen Designklassikern. Nebenbei besuchte er die Kunstgewerbeschule Berlin und die Hochschule für bildende Künste. Sein erster eigenständiger Auftrag war ein Bauwerk für das Ehepaar Riehl – das Haus Riehl in Potsdam-Babelsberg.

1908 wechselte er in das Atelier von Peter Behrens. Dort traf er auf Walter Gropius und Le Corbusier. In Behrens’ Büro entwickelte Mies van der Rohe seine Fähigkeiten weiter. In den Anfangsjahren seiner Tätigkeit als Architekt ließ sich Mies van der Rohe von der Schinkel-Renaissance beeinflussen. Für den Bau der Deutschen Botschaft in St. Petersburg übernahm er 1911/12 die Bauleitung. Außerdem wurde er um einen Entwurf für ein Landhaus für das Ehepaar Kröller-Müller in Den Haag gebeten, in dessen Zuge er sich als Architekt 1913 in Berlin selbständig machte.


Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg konnte Ludwig Mies van der Rohe an Begonnenem anknüpfen. Er wandte sich dem expressionistischen Baustil zu. Ab 1921 plante Mies van der Rohe kühne Glas-Hochhäuser. Er ergänzt seinen Nachnamen Mies um das van der Rohe, den Mädchennamen seiner Mutter, um seinen Stilwandel zu unterstreichen. Im gleichen Jahr entwarf er ein Glashochhaus am Bahnhof in der Berliner Friedrichsstraße. Die sogenannte „Haut-und-Knochen-Architektur“ (Haut=Glas, und Knochen=Stahltragwerk) war bahnbrechend und gab der zeitgenössischen und späteren Baukunst neue Impulse.

1922 schloss Mies van der Rohe sich der Novembergruppe, einer Vereinigung radikaler Künstler, an und organisierte bis 1925 jedes Jahr Architekturbeiträge in der „Großen Berliner Kunstausstellung“. Zudem schrieb er Artikel für die Avantgarde-Zeitschrift „G“ und beteiligte sich rege an Diskussionen über moderne Architektur.

Das Haus Ryder ist 1923 das erste Bauwerk in einer neuen Formsprache. Mitte der 1920er Jahre entstanden in Stuttgart und Berlin weitere Häuserblocks von Mies van der Rohe nach dem so genannten rationalen internationalen Stil. 1924 wird er Mitglied im DWB (Deutscher Werkbund) und 1926 dessen Vizepräsident. In dieser Position plant und leitete er die Werkbundausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart, in deren Rahmen neben einer Hallenausstellung eine Mustersiedlung modernen Wohnbaus, die Weißenhofsiedlung, entsteht. Bei dieser Gelegenheit lernt er die Innenarchitektin Lilly Reich kennen, bis 1938 seine Mitarbeiterin und Lebenspartnerin. Sie übernahm die Leitung der Gestaltung der Inneneinrichtungen für die Stuttgarter Ausstellung.

Mitte 1928 erhielt Mies van der Rohe die Leitung für die deutsche Abteilung der Weltausstellung in Barcelona. Hier entstand in Zusammenarbeit mit Lilly Reich der Barcelona-Pavillon inklusive der Innenausstattung, die Hauptattraktion der gesamten Weltausstellung und eines der bekanntesten Werke der modernen Architektur. Im gleichen Jahr entwarf Mies van der Rohe die Villa Tugendhat im tschechischen Brünn (Brno) – heute Teil des Weltkulturerbes der Vereinten Nationen.

1930 bekam Mies van der Rohe die Leitung des Bauhauses in Dessau, ab 1931 in Berlin, angeboten. Das kam ihm aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge der Weltwirtschaftkrise entgegen.
1935 wurde sein Entwurf zum Bau des Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel abgelehnt. Die Nationalsozialisten untersagten ihm die weitere Ausübung seines Berufes. Das Bauhaus in Berlin wurde geschlossen.

1938 emigrierte Mies van der Rohe in die USA. Dort wurde er Leiter der Architekturabteilung am Armour Institute of Technology – 1940 umbenannt in Illinois Institute of Technology (IIT) - in Chicago. Zudem gründete er sein Chicagoer Büro. 1939 begann Mies van der Rohe mit der Planung des neuen Campus der IIT. Er entwarf eine Auswahl niedriggeschossiger Institutsgebäude. Fünfzehn dieser Häuser stellte Mies van der Rohe im Laufe der Jahre selbst fertig, darunter 1946 die Alumni Memorial Hall, 1952 die St. Savior Chapel und 1956 die Crown Hall, zudem neun Gebäude für Hochschuleinrichtungen außerhalb des Campus.

1944 erhielt Mies van der Rohe die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1954 kreierte er ein weiteres Meisterwerk – sein erstes Bürohochhaus: das Seagram-Gebäude in New York mit Bronze- und Marmorflächen.

Mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen (Arthritis) überließ er die immer zahlreicher werdenden Aufträge seinen Mitarbeitern und einem Enkelsohn. Mies van der Rohe erkrankte an Speiseröhrenkrebs und verstarb am 17. August 1969 im Alter von 83 Jahren in Chicago.


Werkauswahl

• Haus Riehl, Potsdam-Neubabelsberg, 1907
• Haus Ryder, Wiesbaden, 1923
• Mehrfamilienhäuser Am Weißenhof, Stuttgart, 1927
• Barcelona-Pavillon Barcelona, 1929
• Haus Tugendhat Brünn (Brno), 1930
• Gesamtplan des Campus des Illinois Institute of Technology (IIT), Chicago, 1941
• Crown Hall Chicago, 1956
• Seagram Building New York, 1958
• Neue Nationalgalerie Berlin, 1967
• „Glasraum“ (mit L. Reich) in „Die neue Wohnung“, Stuttgart, 1927
• Teilnahme mit einigen Möbeln an der documenta III in Kassel
• Barcelona-Sessel
• Denkmal für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Berlin-Friedrichsfelde, 1926
• Weißenhofmöbel (u.a. Freischwinger) Mitarbeit L. Reich, 1927
• Barcelonamöbel (u.a. Barcelona-Sessel) Mitarbeit L. Reich, 1929
• Tugendhatmöbel (u.a. Brno-Stuhl, Tugendhat-Sessel, Palisanderliege) Mitar. L. Reich, 1930


Ehrungen (Auswahl)

• Friedensklasse des Ordens Pour le Merite, 1957
• Presidential Medal of Freedom der Vereinigten Staaten von Amerika, 1963
• Goldmedaille des Royal Institute of British Architects, 1959
• Goldmedaille des Bundes Deutscher Architekten, 1966
• Ehrenmitglied der Akademie der Künste Berlin, 1957
• Ehrendoktor der North Carolina State University, 1956
• Berliner Kunstpreis, 1961


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