Walter Gropius

* 18.05.1883 in Berlin; † 05.07.1969 in Boston, Massachusetts

Walter Gropius ist der Architekt, der das ästhetisch gestalterische Gesicht des 20. Jahrhunderts prägte, der gemeinsam mit Ludwig Mies von der Rohe und Le Corbusier als Vordenker einer neuen Architektengeneration gilt und der zum Begründer des Bauhauses wurde.

Geboren am 18. Mai 1883 in Berlin in großbürgerliche Verhältnisse, lag die Wahl seines Berufs durch die Verwandtschaft mit dem Architekten Martin Gropius nah. Sein Großonkel, ein Schüler Karl Friedrich Schinkels, schuf unter anderem das Königliche Kunstgewerbemuseum in Berlin.

Walter Gropius begann 1903 ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule München, setze dies ab 1905 an der TH Berlin-Charlottenburg fort, verließ die Universität jedoch 1907 ohne Abschluss. Auf einer Studienreise nach Spanien begegnete Gropius den Industriellen und Mäzen Karl-Ernst Osthaus aus Hagen. Auf dessen Empfehlung konnte Walter Gropius 1908 in das innovative Atelier des angesehenen Architekten und Industriedesigners Peter Behrens eintreten. Behrens, der von der Vielfältigkeit Gropius‘ überzeugt war, gab der "Allgemeinen-Elektricitäts-Gesellschaft" (AEG) bis Kriegsbeginn (1914) als Chefdesigner ein Gesicht. Vom Firmenlogo bis zu Firmenbauten erstreckte sich seine ausgedehnte gestalterische Aktivität. Walter Gropius lernte von Behrens, nicht nur das architektonische Handwerk, sondern maßgeblich die Grundlagen der Vermarktung. Ludwig Mies von der Rohe und Le Corbusier waren später ebenfalls im Büro Behrens tätig.

1910 entschloss sich Walter Gropius eigene Wege als Industriedesigner und Architekt zu gehen und gründete ein Büro zunächst in Potsdam-Neubabelsberg, später in Berlin, gemeinsam mit Adolf Meyer als wichtigster Mitarbeiter. Der erste große Bauauftrag folgte 1911. Gropius und Meyer entwarfen die Schuhleisten- und Stanzmesserfabrik Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld an der Leine. Der Bau gilt mit seiner revolutionären Glasfassade als einer der Grundsteine der späteren "Modernen Architektur". Ein weiterer bedeutender Beitrag der „Modernen Architektur“ ist der Bau einer Musterfabrik anlässlich der Kölner Werkbundausstellung 1914. Gropius war seit 1910 Mitglied im Deutschen Werkbund.

Ära Bauhaus

Es folgen Jahre des Kriegsdienstes (1914 - 1918). Nach Kriegsende 1918 leitete Walter Gropius zunächst den „Arbeitsrat für Kunst“ und wurde darauf der Begründer Deutschlands berühmtester Kunst- und Designeinrichtung der Klassischen Moderne -– dem Bauhaus. 1919 bereitete Henry Clement van de Velde den Vorschlag, Gropius als dessen Nachfolger zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar zu berufen. Gropius benannte die Schule um in "Staatliches Bauhaus" in Weimar. Sein Ziel war der "Bau der Zukunft" und sollte das gesamte Kunstgewerbe in optimaler Einheit vereinigen, um den Motiven der industriellen Gesellschaft gerecht zu werden. Erstmalig bot sich an diesem Standort eine dualistische Ausbildung, die das Handwerk mit der Kunst sowie der Produktion verband.

Das Haus Sommerfeld in Berlin-Dahlem, leider im 2. Weltkrieg zerstört, war das erste Gemeinschaftsprojekt der Bauhaus-Schule unter der Leitung Walter Gropius‘ als Direktor. Gropius und Meyer lieferten den Entwurf des Hauses, Studenten entwickelten die Innenausstattung, angefangen von den Fenstern bis hin zu den Teppichen und Möbelstücken.

Neben seiner Funktion als Direktor agierte Walter Gropius weiterhin als Architekt und Designer. So entstand 1922 das Denkmal der Märzgefallenen auf dem Weimarer Hauptfriedhof und 1923 zur großen Bauhausausstellung das Direktorenzimmer des Bauhauses, als weltweit erste gesamtheitliche moderne Raumkomposition.

Aufgrund politischer Angriffe auf das Bauhaus, zog dieses 1924 von Weimar in die Industriestadt Dessau. Ab 1925 begann die serielle Anfertigung der von Schülern entworfenen Produkte. In dieser Zeit entstanden nach Entwürfen Gropius‘ auch das Bauhausgebäude in Dessau, die Bauhaus-Meisterhäuser und die Großsiedlung Dessau-Törten. Bis 1928 begleitete Walter Gropius das Bauhaus in Dessau als Direktor, bis er entnervt von wiederholten kommunalpolitischen Streitigkeiten den Posten an Hannes Meyer abgab. Blieb aber die prägende Autorität für die Schule. Zugleich gründete Gropius ein Büro in Berlin.

Emigration

1934 emigrierte Walter Gropius nach der Zwangsschließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten zunächst nach England und 1937 nach Cambridge/USA. Dort erhielt der gebürtige Berliner eine Professur für Architektur an der "Graduate School of Design" der Harvard University, ein Jahr später die Leitung der Abteilung (bis 1952). In den Jahren 1938 bis 1941 arbeitete er gemeinsam mit dem ehemaligen Bauhäusler Marcel Breuer in einer Büropartnerschaft. Es entstand unter anderem das Haus Gropius in Lincoln.

1944 erlangte Walter Gropius die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. In Zusammenarbeit mit jungen Architekten gründete er 1946 das Büro "The Architects Collaborative" (TAC). Kurz darauf konnten viele geachtete Bauvorhaben realisiert werden, beispielhaft ist das Graduate Center der Harvard Universität in Cambridge.

In seinen letzten Lebensjahren war Walter Gropius wieder verstärkt in Berlin aktiv. Hier erbaute er unter anderem einen neungeschossigen Wohnkomplex im Hansaviertel.

Seine Bauhaus-Idee bleibt lebendig. Walter Gropius verstarb am 5. Juli 1969 in Boston.

Werke (Auswahl)

- Fagus-Werk, Alfeld an der Leine, 1911 - 1925

- Haus Sommerfeld, Berlin, 1921

- Denkmal der Märzgefallenen, Weimar, 1922

- Chicago Tribune Tower, Chicago, 1922

- Direktorenzimmer Weimar, 1923

- Bauhausgebäude Dessau, Dessau, 1926

- Meisterhäuser Dessau, Dessau, 1926

- Die Siedlung Dessau-Törten, Dessau, 1928

- Teeservice TAC I, Selb, 1969


Ehrungen (Auswahl)

- Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Hannover , 1929

- Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, 1958

- Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin, 1963



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  • Walter Gropius in der Bauhaus Zeit, Quelle: vitra © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Walter Gropius
    Walter Gropius in der Bauhaus Zeit, Quelle: vitra © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
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