Mart Stam

* 05.08.1899 in Purmerend, Niederlande; † 23.12.1986 in Goldbach, Schweiz


Der Niederländer Mart Stam (Martinus Adrianus Stam), geboren am 05. August 1899 in Purmerend (Holland), gestorben am 23. Februar 1986 in Goldbach/ Schweiz, gilt als Ikone im (Möbel-) Design und als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne. Bekannt geworden ist er durch seine Stahlrohrexperimente. Vor allem mit seinem Entwurf des ersten Freischwingers hat Mart Stam einen Designklassiker geschaffen.



Nach seiner Ausbildung als Zeichenlehrer mit Diplom arbeitete Mart Stam bis 1922 als Zeichner im Architekturbüro bei Grandpré Molière, Verhagen und Kok in Rotterdam und ging anschließend nach Berlin, wo er bei H. Poelzig und M. Taut tätig war. Hier machte Mart Stam die Bekanntschaft mit El Lissitzky. Die beiden waren fortan sehr innig freundschaftlich verbunden. Hinzu kam, dass Mart Stam von El Lissitzkys Ansichten über Gesellschaft und Architektur inspiriert und beeinflusst wurde.



Anschließend ging Mart Stam in die Schweiz und arbeitete bei Karl Moser. Nach einem Aufenthalt in Paris kehrte Mart Stam 1926 nach Rotterdam zurück und war als Zeichner an der van Nelle Tabakwaren-Fabrik für und mit Johannes Brinkman und Leendert van der Vlugt tätig. Im selben Jahr lud Mies van der Rohe neben J.J.P. Oud auch Mart Stam als holländischen Architekten zur Bauausstellung des Deutschen Werkbunds in Stuttgart ein.



Unter Mies van der Rohes Leitung waren auch andere Architekten geladen wie beispielsweise Le Corbusier. Hier hatte Mart Stam die Möglichkeit Reihenhäuser für die Siedlung Weißenhof zu bauen und entwarf für die Innenausrichtung seinen berühmten Freischwinger-Stuhl. Dieser wurde allerdings zunächst Marcel Breuer zugeschrieben. Wegen des Designklassikers aus Gasrohr auf zwei Beinen, der hinten quasi in der Luft schwebt, gab es einen heftigen Urheberstreit vor Gericht, aus dem zu guter Letzt jedoch eindeutig hervor ging, dass Mart Stam der rechtmäßige Erfinder sei, Marcel Breuer den Stuhl lediglich weiterentwickelte.



Mart Stam hatte viele Ideen zum wirtschaftlichen Bauen sowie zur Beseitigung des Massenwohnbaus. Sein Stil und seine Bauweise sind sehr funktional und auf ein Minimum angelegt, jedoch mit dem Ziel zweckmäßiger Nutzungsmöglichkeiten, gewissermaßen auf das Nötigste reduziert und trotzdem einer künstlerischen Ästhetik entsprechend. Am besten lässt sich sein Minimalismus an dem hinterbeinlosen Freischwinger erkennen.



1928 wurde Mart Stam Gründungsmitglied des Congrés Internationaux d`Architekture Moderne und arbeitete als Architekt in Frankfurt/Main, wo er z.B. an der Hellerhof-Siedlung mitwirkte und seine Ideen praktische Umsetzung fand. Ernst May war hierbei der Initiator des Projekts "Neues Frankfurt".



Ebenso war Mart Stam tätig am Bauhaus in Dessau, wo er als Gastdozent Vorlesungen über elementare Baulehre und Städtebau hielt. Anfang der 1930er Jahre bis 1934 ging er mit der Architektengruppe um Ernst May in der Sowjetunion. Hier war er u.a. mit seiner Frau Lotte Stam-Beese als Mitglieder der "Brigade May" als Stadtplaner für die sowjetischen Städte Magnitogorsk, Makejewka und Orsk beteiligt. Nachdem er anschließend auch in anderen Ländern arbeitete, kehrte er 1935 in die Niederlande zurück, wo er ab 1935 als Direktor des Instituts für Kunstunterricht in Amsterdam war. Gleichzeitig arbeitete Mart Stam bis 1948 als Architekt, danach wechselte er als Rektor nach Dresden an die Akademie der Künste und der Hochschule für Werkkunst. Unter seiner Leitung wurden beide Kunstschulen vereinigt.



In jener Zeit, ab 1946, gab Mart Stam zusammen mit H. Jaffé, H.P. Kloos und Gerrit Riethveld die Zeitschrift "Open Og" heraus. Schon kurze Zeit später ging Mart Stam an die Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, um wieder zwei Jahre später, im Jahre 1952, zurück nach Amsterdam zu gehen. Hier arbeitete er zuerst für Merkelbach & Elling und ab 1955 selbständig.



Nach über zehn Jahren selbständiger Tätigkeit kehrte Mart Stam 1966 wieder in die Schweiz, wo er sich mit seiner Frau zurückzog und teilweise überhaupt nicht mehr erreichbar war. Hier starb er am 23. Februar 1986 in Goldbach. Neben seiner spektakulären Erfindung des Freischwingers entwarf Mart Stam noch zahlreiche andere Möbel, Leuchten und auch Bauwerke. Zudem nahm er an zahlreichen Wettbewerben teil.



Werke (Auswahl):



  • Mustersiedlung Weißenhof-Siedlung in Stuttgart (1927), die im Rahmen der Werkbund-Ausstellung "Die Wohnung" entstanden

  • Projekt "Das neue Frankfurt" (800 Wohnungen wurden gebaut); Stam wirkte bei praktischer Umsetzung mit Hellerhofsiedlung in Frankfurt/Main (1929-1932)

  • Entwurf des ersten Freischwinger-Stuhls aus Stahlrohr (1926) "S 33", L. & C. Arnold


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